Wiener Kaffeehauskultur im Herzen der Josefstadt

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Als „Treffpunkt der Wiener Lebensart“ möchte das Cafe Hummel verstanden werden und für viele Josefstädter soll es sogar das zweite Wohnzimmer sein. Hier treffen sich Studenten, Touristen und Stammgäste, darunter auch betagtere Herrschaften, um die traditionelle Kaffeehauskultur zu zelebrieren. Die Jungen kommen meist zum Plaudern, während sich die Älteren zum Schach- oder Kartenspielen treffen und gerne auch im Club- und Fernsehraum Platz nehmen. Nicht zu vergessen: die Vielfalt an Zeitungen und Magazinen, die täglich darauf warten, durchgeblättert zu werden. Die werden hier noch in Zeitungshalter eingespannt, damit die Gäste ganz bequem umblättern können.

 

 

Auch für Geschäftstermine ist das Hummel ein beliebter Ort und Touristen lieben es sowieso – einfach weil es sowas von Alt-Wien ist und deshalb von vielen Touristenführern empfohlen wird.

 

Tradition trifft auf Moderne

Alt-Wien bedeutet nicht in seiner Zeit stehengeblieben, auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so scheinen mag. Vielmehr bedeutet es die Tradition wahren, denn das Hummel existiert seit dem Jahr 1935 und wird mittlerweile in dritter Generation geführt. Bei der letzten Restaurierung wurde darauf geachtet, dass der traditionelle Touch nicht verloren geht, denn gerade das hebt die alten Wiener Kaffeehäuser von den sich rasch vermehrenden Bobo-Lokalen ab. 

Dass der großzügig angelegte Schrebergarten direkt die 33er Tram vor der Tür hat, stört die wenigsten Gäste. Genauso wenig wie die Tatsache, dass der Schanigarten nicht sonderlich elegant erscheint: normale Gartenstühle, Tische und ein paar Schirme. All das ist typisch für die alten Kaffeehäuser. Dafür liegt der Standort mitten im Herzen der Josefstadt und die neuen Straßenbahn-Garnituren sind relativ leise. Typisch Wien ist auch die Speise,- und Getränkekarte.

 

 

Kipferlschmarren mit Beerenröster trifft auf Kürbisgulasch mit Salzerdäpfel

Das Hummel versucht für jeden Gast etwas zu bieten – von Hausmannskost über typisch wienerische Süßspeisen bis hin zu veganen Akzenten, wobei letztere eher in Richtung „bemüht“ tendieren. Das macht aber gar nichts, denn der kulinarische Schwerpunkt in einem traditionellen Wiener Kaffeehaus liegt naturgemäß wo anders, auch wenn man niemanden außen vorlassen möchte.

Eine vorbildliche Lehrstunde der Wiener Tradition gibt es beim Durchlesen der Kaffeespezialitäten. Klassiker wie der Verlängerte, die Wiener Melange und der Einspänner dürfen da nicht fehlen und weil noch soviel mehr auf der Karte steht, gibt´s auch überall eine Beschreibung dazu. Sinn der Sache wäre, dass die Kellner nicht minutenlang alles erklären müssen und sich anderen Dingen widmen können. Eine Rechnung, die nicht immer aufgeht, denn viele Gäste lassen sich die Erklärungen lieber persönlich herunterbeten, was in manchen Kaffeehäusern – je nach aktuellen Stresspegel – mehr oder weniger freundlich gemacht wird. Aus solchen Situationen dürfte sich wohl das Klischee des grantelnden Wiener Kellners entwickelt haben. Im Cafe Hummel habe ich es anders erlebt.

 

„Grüßi, Herr Doktor“ –  „Servus Walter“  

Hier begrüßen sich Stammgäste und Kellner wienerisch, freundlich und mit persönlichem Touch. Man kennt sich schließlich schon eine gefühlte Ewigkeit. Für den Herrn Walter gilt es den Überblick zu bewahren und den Wiener Schmäh auszupacken, wenn dem Lehrling mal ein kleines Malheur passiert. 

Am Tisch neben mir nehmen Mutter und Sohn Platz. Er zirka 60, sie um die 80 Jahre. Junggeblieben sind sie beide und richtige Mehlspeisen-Tiger, wie aus dem Gespräch hervorgeht. Die beiden sind nicht zu überhören, weil das Hörgerät der Dame nicht mehr so gut funktioniert. Kaffee und Kuchen stehen schon am Tisch, nur der Zucker fehlt und so wird beim Herrn Ober nachgefragt. Dieser lächelt freundlich und scherzt in Richtung des jungen Kollegen: „Hot a kan mitbrocht, der Lauser.“ 

So ist das in den alten Kaffeehäusern: Entweder es wird gegrantelt oder der Schmäh wird gleich mitserviert. Eigentlich wie überall auf der Welt, nur dass es hier eben Wien ist und Wien ist nun einmal unvergleichbar liebenswert. 

 

Hinweis: Dieser Artikel spiegelt ausschließlich unsere persönliche Meinung wider.

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