Zuerst entdeckte ich die süße Entenfamilie. Die fürsorgliche Mutter bewachte ihre Küken beim Planschen, der stolze Vater putzte sein Gefieder. Schließlich will man sich dem Publikum rund um den Tümpel ordentlich und sauber präsentieren.
Ein kleiner Bub warf Brotkrümel ins Wasser. Ich weiß, das darf man eigentlich nicht, aber es waren wirklich nur wenige und er hatte so eine Freude mit dem, was danach passierte. Ich übrigens auch. Die Enten zischten wie Pfitschipfeile herbei, um sich die schnelle Jause abzuholen. Daneben trieb ein schwarzer Ast im Wasser – dachten wir.
Wenig später war klar: Es ist eine Schildkröte!
„Schau Mama, der Ast frisst den Enten das Futter weg,“ rief der Bub. Mit einer Schildkröte hatte hier wohl keiner gerechnet. Schließlich waren wir nicht im Zoo, sondern im Ottakringer Wald am Stadtwanderweg 4a in Richtung Jubiläumswarte. An diesem Tümpel kurz nach dem Grillplatz an der Johann-Staud-Strasse hatte mich mein Weg bislang schon gefühlte 100.000 Mal vorbeigeführt. Er liegt direkt auf meiner Hausstrecke.
Bei dieser Frage geht es nicht nur um persönliche Neugierde, sondern vor allem um das Wohl der Schildkröte. Deshalb habe ich mich an die Stadt Wien, Abteilung MA 60 – Veterinäramt und Tierschutz, gewendet. Nach telefonischer Erstauskunft weiß man zwar, dass sie dort lebt, allerdings nicht wie sie dorthin gekommen ist. Man werde sich aber informieren und sich bei mir melden.
Es handelt sich also um kein städtisches Projekt, bei der Tiere kontrolliert um, – oder angesiedelt werden. Das war nämlich mein erster Gedanke. Schließlich kommen frei lebende Schildkröten in Österreich eher selten vor. Der Recherche nach leben einige Exemplare in den Donau-Auen und in der Lobau. In den Blumengärten Hirschstetten wurde ein eigener Schildkrötengarten angelegt. Infos dazu gibt´s hier: www.wien.gv.at .
All das hat aber nichts mit „meinem“ Exemplar zu tun.
Was ist nun mit der Schildkröte in Ottakring?
Falls sie ausgesetzt worden ist, kann sie überleben und überhaupt: Vielleicht ist sie gar nicht alleine?
Fragen über Fragen: Ich bleibe dran – im Sinne der Schildkröte, die schon jetzt vielen Wanderern große Freude mit ihrer Anwesenheit geschenkt hat.