Bestimmt habt ihr das schon öfter gehört: Wer positiv denkt, zieht positive Dinge in sein Leben. Grundsätzlich halte ich das für eine sehr gute Einstellung, schließlich habe ich selbst festgestellt, dass viele Dinge besser klappen, wenn ich gut gestimmt an eine Sache heran gehe und auch der Umkehrschluss lässt sich (aus meiner persönlichen Sicht) durchaus bestätigen, denn sehe ich mein Vorhaben schon in Voraus als sinnlos oder unnötig an, wird es tatsächlich nicht von großem Erfolg gekrönt sein.
Es ist also alles ganz einfach: denke positiv und alles läuft super.
Nicht wirklich. So einfach klappt es nämlich nicht immer. Ich für meinen Teil verabschiede mich an manchen Tagen unweigerlich von dieser „positiv denken“- Philosophie, weil ich mich von bestimmten Momenten richtig veräppelt fühle. Dabei kann dieser Moment gar nichts dafür, dass er gerade nicht nach meiner Wunschvorstellung läuft. Woher sollte er auch wissen, wie ich mir den optimalen Verlauf vorstelle, wenn ich innerlich schon die ganze Zeit herum wettere, wie mühsam nicht alles ist.
Dazu ein kleiner Schwank aus meinem Leben.
Wie ferngesteuert lief ich frühmorgens in den Supermarkt, um mir die Jause für meinen harten Arbeitstag zu holen. Merkt ihr was? Noch bevor mein Arbeitstag überhaupt losging, hatte ich ihn im Gedanken schon als „hart“ abgestempelt, was natürlich ein absoluter Blödsinn ist. Wie dieser Tag werden würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wissen. Nichtsdestotrotz dachte ich negativ über ihn. Also, ich rein in den Supermarkt, meinen abgepackten Salat in den Einkaufskorb gelegt und da war schon der nächste voreilige Gedanke: Ich muss den Salat unbedingt in ein Sackerl geben, sonst rinnt die Marinade in meiner Tasche aus.
An der Kasse gab es diese Sackerl normalerweise immer zu kaufen. Nicht an diesem Tag. Noch dazu hatte die Kassiererin meine Sachen dem Herren vor mir verrechnet, was sie jetzt wieder rückgängig machen musste. Dazu benötigte sie den Marktleiter. Dieser kam eine gefühlte Ewigkeit nicht. Auch hier liegt die Betonung auf eine GEFÜHLTE Ewigkeit, denn in Wahrheit dauerte es nicht einmal 5 Minuten. Die Schlange an der Kasse wurde währenddessen immer länger und jeder hatte es eilig. Die Dame hinter mir motzte mich an: „Damit das nicht passiert, gibt es eigentlich Abtrennungsschilder“.
„Doofe Tussi“, dachte ich bei mir.
Im Nachhinein war mir auch klar, dass ich eines aufstellen hätte sollen. Dann war auch schon der Marktleiter da um das Problem zu lösen und schon tauchte das nächste auf: es gab keine Sackerl mehr. Er schickte mich zur Obstabteilung, damit ich mir dort eines nehme. Gesagt, getan – ich steckte meinen Salat hinein und PLATSCH lag dieser schön verstreut am Boden. Das Sackerl war gerissen. Was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, könnt ihr euch bestimmt denken. An dieser Stelle herzlichen Dank an den Marktleiter. Er hatte unter Zeitdruck die größte Herausforderung mit all dem zu meistern, blieb freundlich, souverän und lösungsorientiert, selbst dann noch, als ich ihm die Sache mit dem Salat am Boden beichtete.
Irgendwann war dieser Morgenspuk vorbei und ich konnte das Geschäft verlassen. Der Rest des Tages verlief nicht ganz so schlimm, aber gut wäre auch nicht gerade die richtige Bezeichnung dafür.
Reflektion und die Lehre daraus
Am Abend war Zeit, um diesen verrückten Tag revue passieren zu lassen. Im Nachhinein betrachtet, kann ich herzlich über die Situation lachen, denn es waren Szenen, wie aus einem Slapstick Film. Niemand kam dabei zu Schaden und ich hätte bei Weitem besser in der Situation reagieren können.
Was mir in besonderer Erinnerung bleibt, ist dieser Marktleiter, der mit seinem vorbildlichen Krisenmanagement glänzte und die Frage an mich selbst: Wozu die ganze Aufregung? Was passiert ist, ist passiert. Ich konnte es weder rückgängig machen, noch hatte mein Ärger in diesem Moment etwas geändert, ebenso wenig wie der Groll anderer Personen, die leider in irgendeiner Weise in diese Situation involviert wurden. Anstelle mir zu denken, dass die Dame, die mich angemotzt hatte, eine doofe Tussi sei (was sie natürlich in keiner Weise war), hätte ich Verständnis zeigen und eine ehrliche Entschuldigung aussprechen sollen. Und anstelle rauszugehen und mir zu denken, wie mühsam dieser Tag sei, hätte ich einfach dankbar sein können, dass alles doch noch gut vorüberging und das ich an so tolle Mitarbeiter geraten bin.
Dann wäre der Rest des Tages vielleicht auch anders verlaufen, schon alleine deshalb, weil ich ihn anders betrachtet hätte.
Wäre, hätte, könnte…
All das „wäre, hätte, könnte“ hilft jetzt auch nix mehr. Die Vergangenheit ist vergangen und das einzige was zählt, sind die Taten, die daraus folgen. Beim nächsten Mal einfach besser reagieren, die eigenen Gedanken in eine positive Richtung lenken, Verständnis für den situationsbedingten Unmut anderer Menschen zeigen und dankbar sein für die Hilfe, die man bekommt.
Und ja, es gibt tatsächlich größere Herausforderungen im Leben, als gerissene Sackerl oder Zeitverzögerungen an der Supermarktkasse, aber es ist genauso hilfreich, solche kleinen Problemchen zu reflektieren, wie größere. Die Mechanik dahinter ist nämlich dieselbe und wie man in sogenannten Stresssituationen reagiert, ist unter anderem Übungssache.
In diesem Sinne: tschüss Konjunktiv. Herzlich Willkommen positives Denken!