Malerische Biedermeierhäuser, romantische Gassen und individuelles Kunsthandwerk – für all das ist der Spittelberg im Herzen des 7. Wiener Gemeindebezirks bekannt. Manche vergleichen ihn gar mit dem Pariser Stadtviertel Montmatre, was ich so nicht unterschreiben würde. Dazu sind Wien und Paris einfach zu unterschiedlich. Heute zählt der Spittelberg zu den sehenswertesten Vierteln Wiens. Das war aber nicht immer so, denn in der Vergangenheit standen Prostitution und Kriminalität auf der Tagesordnung. In diesem Artikel erfährst du:
- wie der lange Weg vom Weideland über die Vorstadt bis hin zum aufstrebenden Viertel in Wien war
- welche Lokale und Restaurants du am Spittelberg findest
- und wie du zum Spittelberg kommst
Vom Crobotendorf zum Spittelberg
Wo sich heute der Spittelberg befindet, war einst Weideland, welches umliegende Bauern bewirtschafteten. Im Jahr 1525 wurde das Gebiet vom damaligen Bürgerspital erworben, was zum Namen Spitalberg führte. Der spätere Besitzer Sigmund Freiherr von Kirchberg, verpachtete die Gründe ab 1675. So siedelten sich unter anderem immer mehr Burgenlandkroaten an, weshalb sich der Spitalberg bald zum Crobotendorf (Kroatendorf) entwickelte. Durch die 2. Türkenbelagerung entstanden große Schäden und es musste wieder aufgebaut werden.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich der Wiener Vorort mehr und mehr zur Lasterhöhle. Unter anderem standen Prostitution und Kriminalität auf der Tagesordnung, was vor allem die moralischen Vorstellungen der Kaiserin empfindlich störte. Mithilfe einer Sittenpolizei versuchte Maria Theresias die Probleme in den Griff zu bekommen – eher weniger als mehr erfolgreich. In den Hinterzimmern der Wirtshäuser ging es weiter rund und das Grätzl war bald als Venusberg verschrien.
Im Jahr 1850 Teil kam der Spittelberg zu Wien. Vom 19. Jahrhundert bis zur Wirtschaftskrise in den 1920er-Jahren blieb ihm der Ruf als verruchtes Rotlichtviertel erhalten. In der Zwischenkriegszeit verwahrloste die Gegend weiter. In den herunter gekommenen Wohnungen wurden nach dem 2. Weltkrieg vor allem Gastarbeiter untergebracht.
Von der Schmuddelecke zum Bobo-Viertel
Anfang der 19-Siebziger wollte sich die Stadt vom grindigen Image des Spittelbergs verabschieden. Anstelle der maroden Häuser sollten moderne Bauprojekte umgesetzt werden. Den Leuten am und um das Grätzl herum gefiel das gar nicht. Initiativen zur Rettung des Spittelberges wurden ins Leben gerufen. Nach längerem hin und her wurde er tatsächlich zur baulichen Schutzzone ernannt. 1975 startete die Revitalisierung, wobei die Erhaltung des barocken und gründerzeitlichen Charakters im Fokus stand. Der Weg zum aufstrebenden Bobo-Viertel begann. Kunst, Kultur und Kulinarik sowie gelebte Tradition im Hier und Jetzt stehen seither im Vordergrund.
5 Lokale und Restaurants am Spittelberg
- Zu ebener Erde und erster StockDas Restaurant mit dem sperrigen Namen wurde nach dem gleichnamigen Theaterstück von Johann Nestroy ernannt. Das Gebäude zählt zu den ersten Häusern am Spittelberg, die in den 1969-er Jahren revitalisiert wurden. Kulinarisch erwartet dich traditionelle österreichische Küche, modern interpretiert. Auch hier wird großer Wert auf Qualität und Regionalität gelegt.
- Tian Bistro, Schrankgasse 4, 1070 Wien
Chef Paul Ivić tischt mit seinem Team vegetarische und vegane Köstlichkeiten auf. Der gemütliche Gastgarten befindet sich mitten im Geschehen. - Witwe Bolte, Gutenberggasse 13, 1070 Wien
Eine, die es schon ewig gibt, wie die Aufschrift „Anno 1778“ verrät. Hier warten traditionelle Wiener Küche, historisches Ambiente und ein gutes Glaserl Wein. - Gasthaus am Spittelberg, Spittelberggasse 5, 1070 Wien
- Das Centimeter
Der Name ist Programm. Im Centimeter gibt´s individuelle Brotkreationen als Meterware. Kein Wunder, dass das Lokal besonders bei Student:innen beliebt ist. - Das Amerlingbeisl
Das Haus stammt aus dem Jahr 1700 und war Anfang der 1970er ebenfalls dem Untergang geweiht. Beherzte Spittelberg-Retter wussten das allerdings zu verhindern. Heute befindet sich unter anderem das Bezirksmuseum Neubau in dem Gebäude. Im Innenhof des Amerlingbeils sitzt du unter schattenspendenden Weinlauben und vergisst völlig, dass du mitten in der Stadt bist. Kulinarische stehen wienerische, mediterrane und orientalische Speisen zur Auswahl.
Erreichbarkeit – so kommst du zum Spittelberg
- U3 bis Neubaugasse, Ausgang Stiftgasse, von Mariahilfer Straße links in die Stiftgasse einbiegen und bis zum Spittelberg gehen
- Straßenbahnlinie 49, Station Sitftgasse/Siebensterngasse.
- Buslinie 13A bis Siebensterngasse. Der Bus fährt weiter unten je nach Richtung in der Neustiftgasse oder der Burggasse. Einfach aussteigen hinauf gehen.
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Quellen