Großes habe ich erwartet, Kleines gefunden. Nicht negativ gemeint, sondern faktenbasiert, denn der Silbersee in Wien Hütteldorf ist wirklich kein Riese. Aus meiner Sicht handelt es sich eher um einen idyllischen Teich am Weg über den Satzberg zur Jubiläumswarte hinauf. Ein bisschen versteckt ist er und einige Spaziergänger denken, sie wären dort, obwohl sie in Wahrheit vor dem Dehneteich stehen. Beide Gewässer liegen am Stadtwanderweg 4. Der wesentliche Unterschied: Einer davon wurde künstlich angelegt, der andere nicht, aber dazu kommen wir später.
Hotspots am Wiener Stadtrand
Mit seinem Abenteuerspielplatz, zahlreichen Sehenswürdigkeiten, hübschen Teichen und dem besonderen Altbaumbestand zählt der Dehnepark zu den beliebtesten Naherholungsgebieten in Wien. Wanderern bietet er herrliche Routen, die durchaus anspruchsvoll sind. Mal geht es rauf, mal runter und zwischendrin gibt es jede Menge zu entdecken. Etwas außerhalb des Parks liegt der Silbersee sanft eingebettet im Wald. Am Stadtwanderweg 4 gibt es zwar Info-Tafeln, aber wer beachtet die schon. So kommt es öfter vor, dass die Leute einfach daran vorbei laufen ohne den See gesehen zu haben.
Dafür werden diejenigen, die zum richtigen Zeitpunkt davor stehen, mit echter Wildromantik belohnt. So ein Moment war am ersten Adventssonntag 2020, als ich relativ alleine dort war. Mit dem 2. Corona Lockdown hatte das wenig zu tun. Vielmehr lag es daran, dass ich das Ziel erst kurz vor Sonnenuntergang erreichte.
Mythen & Fakten
Da stand ich nun und fragte mich, was an diesem Ort so besonders ist. Der See ist mehr ein Teich, das Wasser eher dunkel und ein Schatz findet sich hier wohl auch keiner. Mit dem berühmten Namensvetter aus dem Karl May Roman hat dieser See so gar nichts gemein, obwohl sich um den Hütteldorfer auch einige Sagen ranken.
Eine Kutsche und ein Panzer sollen hier einmal gesunken sein. Angeblich ist an manchen Tagen ein Dinosaurierskelett am Grunde des Sees zu erkennen. Nette Geschichten, die im Internet kursieren, aber mit der Wahrheit haben sie wenig zu tun. Tatsächlich war dieses Gebiet früher einmal ein Steinbruchgelände, welches sich mit Wasser füllte. So wurde der Silbersee – abgesehen von zahlreichen kleineren Tümpeln – eines der wenigen größeren naturnahen Stillgewässer in diesem Stadtteil. Im Gegensatz zum Dehneteich, der künstlich angelegt wurde.
Liebe auf den zweiten Blick
Mein Blick streift über das Wasser. Blätter und Grashalme schwimmen an der Oberfläche. Ich denke an Christbaum-Lametta. Das Schilf auf der anderen Seite schimmert ebenfalls silbern. Gerade jetzt hat sich dieser kleine See doch ein bisschen seinen Namen verdient. Unter der Wolkendecke scheint das Abendrot durch: Gelb, Gold, Rose – langsam wird es richtig kitschig. Sträucher ragen übers Wasser, darunter liegen abgebrochene Äste halb am Land, halb am Wasser. Diese Gstettn um mich herum hat tatsächlich ihren Reiz. Alles wirkt reichlich unordentlich und trotzdem natürlich schön.
Es fühlt sich an wie ein kleiner Dschungel in der großen Stadt, wild und still zu gleich. Das macht den Silbersee in Hütteldorf zu einem wahrlich märchenhaften Ort, vorausgesetzt man steht zum richtigen Zeitpunkt davor.
➡️ Hier findet ihr 2 Routen zum Silbersee
Jetzt mehr einfache Wanderungen und Walking Routen in Wien und Umgebung entdecken
Quellen:
- Biosphärenpark Wienerwald: Wiener_Gemeindebezirksbericht_Penzing_Kurzfassung.pdf
- Wikipedia