Physical distancing. Tag 32 Mittwoch, 16. April 2020 in Wien. Dieser Artikel spiegelt ausschließlich die persönlichen Eindrücke der Autorin wider.
Fröhliches Vogelgezwitscher, Knoblauchduft liegt in der Luft und rundherum alles grün – welcome to Bärlauch Paradise! Ein bisschen Normalität in dieser verrückten Zeit tut gut, denn unser aller Leben hat sich in den letzten Wochen eklatant verändert. Bei mir sieht das etwa so aus: Mindestabstand verhundertfacht, kuscheln mit Bäumen, sprechen mit Amsel, Krähe und anderen Tierchen und verminderte Ansteckungsgefahr durch Kontakt mit wildem Knoblauch anstelle mit Menschen.
Nur um falschen Schlussfolgerungen vorzubeugen: Bärlauch hilft nicht gegen Corona-Viren, aber er schmeckt gut, ist gesund und dort wo ich ihn sammle, kann man sich sehr gut aus dem Weg gehen.
Ihr werdet es schon vermutet haben:
Tatsächlich habe ich es gewagt, meine eigenen vier Wände zu verlassen.
Natürlich unter braver Einhaltung jener Corona-Maßnahmen, die ich derzeit für sinnvoll erachte. Dazu zählen Mund,- und Nasenbedeckung, dort, wo mir Menschen begegnen können und physische Distanz, die auch am Weg hierher problemlos möglich ist.
Es geht hinauf zum Schloss Wilhelminenberg in den Wald hinein in Richtung Jubiläumswarte, dann rüber zur Kreuzeichenwiese und wieder hinunter nach Ottakring. Ein kurzer Auslauf, den ich als Steinbock ganz dringend brauche. So ganz nebenbei: Ich kenne hier jeden Baum beim Namen und jede Menge Schleichwege.
Das Wiener Bärlauch Paradies
Entlang des Wiener Stadtwanderweges 4a kommen Naturliebhaber an zahlreichen Plätzen vorbei, wo der wilde Knoblauch von Ende März bis Ende April gesammelt werden kann. Dabei sollte – Achtung Oberlehrerinnenmodus an – jedes gepflückte Blatt mit Respekt behandelt werden und bitte auch darauf achten, dass nicht alles niedergetrampelt wird – Oberlehrerinnenmodus aus. Dann steht dem persönlichen Bärlauchgenuss nichts mehr im Weg.
Neues Gesundheitsbewusstsein aufgrund der Corona-Krise?
Durch die Corona-Krise wird wohl vielen Menschen der Wert der Gesundheit erst richtig bewusst. Klar, darüber geredet hat jeder schon einmal, danach gelebt allerdings nicht. Nach einem harten Arbeitstag entschied man sich zwischen Burger und Schweinsbraten, danach stand Extrem-Couching am Programm. Die einzige Bewegung, die dann noch zugelassen wurde, war der Griff zur Fernbedienung. Gerüchten zu Folge, sah und sieht es in zahlreichen Haushalten immer noch so aus. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um diesen Lifestyle zu überdenken, denn durch die momentanen persönlichen Einschränkungen sollte mittlerweile jedem klar sein, wie kostbar Bewegung im Freien und gesunde Ernährung sind.
Das führt uns zurück zu unserem wilden Knoblauch.
Pesto, Pasta und Kräuterbrötchen
Bärlauch sammeln trägt in vielerlei Hinsicht zum persönlichen Wohlbefinden bei: Du atmest Natur pur, bist ständig in Bewegung und nimmst wichtige Nährstoffe für deinen Speiseplan mit nach Hause. Das Amaryllisgewächs ist u.a. ein guter Eisen und Vitamin C-Lieferant. Da es jede Menge Energie spendet, das Immunsystem stärkt und dabei hilft, Giftstoffe aus dem Körper zu transportieren, eignet es sich optimal für eine Frühjahrskur.
Klingt großartig? Will ich aber gerade nicht! Mir ist nämlich viel mehr nach Friseur, Cremeschnitte, Frühlingskleider und Socializing mit Freunden zumute, aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.
Also her mit dem Bärlauch.
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Mehr zum Thema Wildkräutersammeln gibt´s hier: