Wespen sind nützlich. In der Natur spielen sie eine wichtige Rolle. Unter anderem fressen sie Fliegen, Spinnen und Mücken – und zwar ganz schön viele davon. Sie sind aber auch Allesfresser und haben es gerne einfach. Wenn also zufällig ein gedeckter Tisch in der Nähe ist, machen sie sich darüber her. Süßes oder Saures? Völlig egal, sie fliegen auf alles, dass wir auftischen. Angelockt werden die Hautflügler durch Duftstoffe. Wespen haben nämlich einen ausgeprägten Geruchssinn, weshalb sich die meisten Tipps, sie fern zu halten, darauf konzentrieren, Gerüche zu verbreiten, die ihnen angeblich stinken.
Viele dieser Tipps werden alle Jahre zur Wespen-Hochsaison wieder aus dem Datenhighway gezupft und als Abwehrbibel angepriesen – aber was von den ganzen Mythen wirkt wirklich? In diesem Blog Post möchte ich unter anderem über meine persönlichen Erfahrungen mit natürlichen Abwehrmethoden berichten, denn ich habe einiges davon ausprobiert.
Zuvor möchte ich aber noch einen wichtigen Punkt ansprechen:
In Österreich und Deutschland zählen die deutsche und die gemeine Wespe, zu den Arten, die uns gefährlich werden können. Das gilt vor allem für Allergiker und Kinder. Wenn wir Wespen fernhalten wollen, besteht ein wesentlicher Unterschied, ob wir gegen jene am Beutezug ankämpfen, deren Nest weiter weg ist oder ob es ein Wespennest in unmittelbarer Nähe gibt. In letzteren Fall solltet ihr euch unbedingt an Profis wenden, die das Nest entfernen oder umsiedeln. Kommen wir nun zu den natürlichen Mitteln, die ich ausprobiert habe, um die Futterjäger abzuschrecken.
- Kupfermünzen auflegen?
Die Münzen einfach in den Händen reiben und dann auflegen. Angeblich mögen Wespen den Geruch des Metalls nicht. Klingt einfach, bringt aber nix – zumindest in meinem Fall. Trotzdem hält sich dieser Mythos im Internet hartnäckig und es gibt Menschen, die auf die Wirkung schwören. Ich zähle nicht dazu und JA, ich habe es ausprobiert. Nicht ein Mal, sondern öfter und über mehrere Tage hinweg, Ich habe wirklich viele Kupfermünzen am Balkon verstreut, vor der Balkontür und auch auf den Fensterbrettern und in der Wohnung. Das Ergebnis spricht eine klare Sprache: meine Wespen ließen sich davon nicht beeindrucken.
2. Meiden Wespen Duftpelargonien, Basilikum, Zitronenbäumchen?
All diese Pflanzen stinken Wespen gewaltig und sie meiden ihre Nähe – so sagt es der Mythos. Ich hatte genau diese Pflanzen auf meinem Balkon und alle sahen sie hübsch aus. Die Wespen blieben allerdings ziemlich unbeeindruckt davon. Zahlreichen Besuche am Land haben meine Erkenntnisse bestätigt. Die Balkone in meiner Herberge am Wörthersee hingen so voll mit Pelargonien, dass sich beinahe die Balken bogen. Vor den Wespen hatten wir trotzdem keine Ruhe. Kein Wunder, denn nur wenige Meter unter uns war die Frühstücksterrasse. Auch in meiner Kindheit hatten wir jede Menge Pelargonien als Balkonpflanzen. Die Wespen schienen sich trotzdem bei uns bei uns wohlzufühlen.
Fazit: die Duftstoffe der Beute überwiegen alle anderen! Wenn Wespen sich tatsächlich von diversen Pflanzendüften abwehren lassen, dann nur, solange nichts Essbares in der Nähe ist. In der Nähe heißt auch auf der Nachbarterrasse, denn sie checken auch das Umfeld ab, um ja keinen Happen zu verpassen.
3. Kaffeepulver anzünden?
Klingt nach Hokuspokus? Dann schauen wir uns die Sache einmal genauer an. Grundsätzlich möchte ich gleich klarstellen, das ich diese Methode nicht zum Nachmachen empfehle. Da ich selbst nicht gerne mit dem Feuer spiele, greife ich auf die Erfahrungen von Freunden zurück. Sie haben diesen Trick ausprobiert, als sie zu einer Grillparty luden. Dazu wurde Kaffeepulver oder ganze Kaffeebohnen in eine feuerfeste Schale gegeben und angezündet. Der Rauch sollte die Plagegeister abhalten. Die Wunschwirkung wurde allerdings nicht bestätigt. Auch hier möchte ich anmerken, dass gegrillt wurde und somit die Gerüche der Nahrung eventuell alles andere in den Hintergrund gedrängt haben.
4. Wespen mit Futterköder weglocken?
Ganz schlechter Plan! Wespen sind dort, wo sie Beute wittern. Deshalb ist der Frühstückstisch im Garten für sie ebenso attraktiv wie der Grillteller und köstliche Salate in Nachbars Garten. Um die verfressenen Nervensägen fernzuhalten, versuchen es manche Menschen mit einem Futterköder, den sie rund 10 Meter vom Tisch entfernt platzieren. Super gescheit ist das nicht, denn mit der Zeit werden dort noch mehr Wespen herumschwirren und sie checken auch die Umgebung ab. Wenn sie die Marmelade am 10 Meter entfernten Frühstückstisch erst einmal entdeckt haben, ist es völlig egal, was weiter drüben alles herumsteht – sie sind überall. Wespen nehmen, was sie kriegen können.
Deshalb esse ich selbst auf meinem Balkon eher selten. Meine Nachbarn hingegen haben eine tolle Dachterrasse auf der gerne auch gegrillt wird. Ein paar Meter Luftlinie von mir entfernt. Dennoch kommen Nachbars Wespen regelmäßig auf Erkundungsflug bei mir vorbei, obwohl da oben das vermeintliche Schlaraffenland ist. Das Gute an de Sache: Wenn sie merken, dass es bei mir nichts zu holten gibt, verschwinden sie wieder.
Fazit: Futterköder lenken Wespen nicht dauerhaft vom Esstisch ab, anstelle dessen können sie zusätzliche Wespen anziehen, was natürlich absolut kontraproduktiv ist. Öfter hört man auch vom Dressieren der Insekten – eine klare Fehlinterpretation. Mit Dressur hat das alles gar nichts zu tun, sondern einfach nur mit Verfressenheit.
Natürliche Methoden, die ich noch nicht selbst getestet habe
Die folgenden Methoden zielen ebenfalls auf den feinen Geruchssinn der Wespen ab. Da sie nicht sonderlich aufwendig sind, könnt ihr sie einfach selbst in euren Innenräumen ausprobieren. Im Outdoor-Bereich werden diese Maßnahmen eher nicht wirken, da jedes Lüftchen, die Duftstoffe verweht.
- Eine Zitrone halbieren und mit Gewürznelken spicken
- Lavendel in allen Varianten
- Knoblauch aufschneiden und auflegen – obwohl das vielleicht nicht nur für Wespen abschrecken wirken kann, sondern auch für manche Menschen.
Verstehen statt verfluchen – so werdet ihr zu Wespenflüsterern
Vermeidung ist die beste Abwehr. Der beste Schutz vor Wespen ist natürlich gar nichts draußen zu essen. Das lässt sich allerdings nicht immer vermeiden und es macht an lauen Sommerabenden auch nicht soviel Spaß im geschlossenen Wohnzimmer zu sitzen.
- Speisen und Getränke gut abdeckenSowie Futter draußen steht, ist es kaum zu vermeiden, dass auch Wespen angeflogen kommen. Deshalb ist es wichtig, die Speisen nicht offen am Tisch herumstehen zu lassen. Verwendet Töpfe und Schüsseln mit Deckel und öffnet sie wirklich nur dann, um etwas herauszunehmen. Über das Grillgut kann man Alufolie geben. Auch für Getränke gibt es verschließbare Gläser und Strohhalme. Zusätzlicher Tipp: Lasst euer Essen NIE aus den Augen. Bevor ihr etwas in den Mund schiebt, schaut genau, ob sich auch kein ungebetener Gast darauf niedergelassen hat – gleiches gilt fürs Trinken: zuerst schauen.
- Kein schmutziges Geschirr im Outdoor-Bereich
So gemütlich es ist, stundenlang im Garten zu sitzen und sich einfach nicht zu bewegen, steht zumindest kurz auf und räumt den Tisch nach dem Essen ab. Am besten gleich in den Spüler damit, sodass auch in der Küche nichts herumsteht, dass Wespen anlocken könnte. - Apropo Lebensmittel im Haus
Obst, Gemüse und Früchte sehen in einer Schüssel am Tisch wirklich hübsch aus, aber – ihr vermutet es wohl schon – sie versprühen einen verlockenden Duft, der sich schnell unter den Wespen herumspricht. Also lieber alles Essbare in verschlossenen Arealen aufbewahren. - Fallobst im Garten aufsammeln
Was auch immer Köstliches von den Bäumen fällt, Wespen können der süßen Versuchung nicht widerstehen. Deshalb sollte Fallobst möglichst schnell aufgesammelt und verarbeitet werden, zum Beispiel zu einer köstlichen Marmelade.
- Ruhe bewahren und keine hektischen Bewegungen
Schon in der Früh am Weg zur Arbeit holen wir uns gerne die Topfengolatsche oder das Salzstangerl beim Bäcker und schon werden wir von den ersten Wespen umschwärmt. Oft ist wildes Gefuchtel die Reaktion, was die fliegenden Nervensägen nur in Alarmbereitschaft versetzt. Sie wollen ja nicht uns, sondern das Futter. Gestochen wird, wenn sie sich bedroht fühlen und je hektischer wir reagieren, desto panischer werden sie.
- Wespen nicht anpusten!
Das ist ebenfalls eine typische Reaktion vieler Menschen, allerdings versetzt das ausgeatmetete Kohlendioxyd die Wespen in Alarmbereitschaft und das kann schnell in aggressives Verhalten münden.